Lebenslauf

Peter Robert Striebel wurde am 24. Januar 1927 alt zweiter Sohn des Albert Striebel, Chemiker bei der CIBA AG., und der Gertrud geborene Holzheu in Basel geboren. Er verbrachte seine frühe Kind­heit in Birsfelden, wo die Familie ein hoch über der Birs erbautes Haus bewohnte. Im vielfältigen Garten, der sich über mehrere Terrassen bis in die Birsebene hinunterzog, lernte Peter als aufge­wecktes Kind Pflanzen und Tiere kennen und entwickelte frühzeitig seine Liebe zur Natur und seine Freude an der Gartenpflege. Zwei Jahre lang besuchte er mit seinem Bruder Albert an der Reding­strasse auf der anderen Birsseite einen privaten Kindergarten.

Da sich Peter körperlich und geistig erfreulich rasch entwickelt halte, beschlossen seine Eltern, ihn 1933 vorzeitig in Basel einschulen zu lassen. Um dies zu ermöglichen, lebte Peter unter der Woche bei seiner Grossmutter im Gundeldingerquartier und nur an den Wochenenden und in den Ferien bei seiner Familie. Die Primarschule durchlief Peter so schwungvoll, dass sein Lehrer vorschlug, ihn im Humanistischen Gymnasium weiterbilden zu lassen. Kurz vor diesem Übertritt zog die Familie, die sich inzwischen um zwei weitere Söhne, Hansruedi und Heini, vergrössert hatte, an die Wartenberg­strasse im Basler St. Albanquartier. 

In seiner Gymnasialzeit, die vom Zweiten Weltkrieg überschattet war, entwickelte Peter seine vielfäl­tigen Steckenpferde. Er legte ein reichhaltiges Herbar an, richtete sich ein Warmwasseraquarium ein, pflegte es mit grosser Sachkenntnis und fand vor allem den Weg zum Theater. Ais Besucher bewun­derte er die Sängerinnen und Schauspieler und als Statist stand er selbst oft auf der Bühne neben den grossen Mimen, die damals wegen des Krieges auf unseren Bühnen zu sehen waren. Über die Jugend-Theater-Gemeinde, für die er sich sehr engagierte, lernte er seinen väterlichen und doch jung wirkenden Freund, Werner Klemm, kennen und führte mit diesem jahrzehntelang mit viel Umsicht und Kompetenz den Theaterverein Basel. Als dessen Delegierter gehörte er ebenfalls viele Jahre dem Verwaltungsrat der Theatergenossenschaft Basel an und befasste sich dort besonders intensiv mit Personalfragen. 

Als Mitglied des Gymnasialturnvereins trieb Peter aktiv Sport und unternahm in den Ferien, die er mehrmals im GTV-Ferienhaus in Brugnasco verbrachte, verschiedene Touren ins Hochgebirge. Au­sserdem fuhr er gerne in den Alpen Ski. Während der letzten zwei Kriegsjahre stellte sich Peter in seinen Ferien freiwillig dem Fliegerbeobachtungs- und -meldedienst der Schweizer Armee zur Verfü­gung. Unmittelbar nach Kriegsende nahm er als einer der Ersten am wiederauflebenden Schüleraus­tausch von Basel mit South Bend in Südengland teil.

Nach bestandener Matur immatrikulierte sich Peter 1946 an der Universität Basel, um im Hauptfach Chemie und als Nebenfächer physikalische Chemie, Botanik und Hygiene/Bakteriologie zu studieren. Seine Rekrutenschule absolvierte er auf dem Artilleriewaffenplatz Monte Ceneri im Tessin, wurde aber kurz darauf wegen eines Knieleidens . Deshalb konnte er sich von da an ohne weiteren Unterbruch seinem Studium widmen und verfügte dabei dennoch über genügend Freizeit, um im wiedererstehenden Europa Reisen zu unternehmen, die Natur zu geniessen, seine kulturellen Bedürfnisse zu befriedigen und aushilfsweise an zwei Schulen Chemie- und Physikunterricht zu ertei­len. 1955 promovierte Peter beim Nobelpreisträger Thaddäus Reichstein mit einer Dissertation über pharmazeutisch wirksame pflanzliche Naturstoffe. Hierauf trat er als Chemiker in die CIBA AG. ein

Nach einer kurzen Einarbeitungszeit in Basel entsandte ihn die CIBA nach Mailand, wo er während etwa eines Jahres als Mitarbeiter in der Tochterfirma Binaca tätig war. Er liebte die italienische Spra­che und Kultur ebenso sehr wie das südliche Temperament, kehrte aber trotzdem häufig nach Basel zurück. In der Folge wurde Peter, da er sich seit seinem Studium im Laufe der Zeit breite medizini­sche Kenntnisse angeeignet hatte, von seinem Arbeitgeber als medizinischer Berater für Ärztebesu­che eingesetzt. Später wurde er als Produktionsleiter in das aargauische Werk Stein der CIBA AG. versetzt, wo er bis zu seiner Pensionierung die Produktion und Konfektionierung von Medikamenten leitete.

Eine glückliche Zeit begann für Peter, als er im Frühling 1959 Katharina Burckhardt kennen lernte, als sie im Basler Gesangsverein mitsang. Beide fanden rasch zueinander und fühlten sich sowohl menschlich als auch durch ihre gemeinsame Begeisterung für die Musik und das Theater sehr ver­bunden. Vor allem aber sahen beide in der Gründung einer Familie und der Heranbildung eigener Kinder einen hohen Lebenssinn. Am 7. Dezember 1959 vermählten sich Katharina und Peter nach einer kurzen Verlobungszeit. Der harmonischen Ehe entsprossen die zwei Söhne David und Dieter sowie die zwei Töchter Caroline und Christine. Am Grenzacherweg in Riehen erwarben sie sich ein eigenes Haus und richteten es zusammen liebevoll für die wachsende Familie als zugleich ge­schmackvolles und gemütliches Heim ein. Peter unterstützte Katharina auch bei der Erziehung der Kinder nach Kräften, so dass sie erfreulich heranwuchsen und einen erfolgreichen Weg in die eigene Verantwortung fanden.

Peter schätzte auch das gesellige Leben sehr. Als aktiver Sänger wirkte er in den Konzerten der re­nommierten Basler Liedertafel mit und schloss bei den Proben, Reisen und Cäcilienfeiern manche wertvolle Freundschaft. Ebenso wohl und geborgen fühlte er sich in einer E.E. Zunft zu Hausgenos­sen, für die er den Bärenchor organisierte. Auch in diesem Kreis fand er Freunde fürs ganze Leben. Eine Art spezieller Geselligkeit pflegte Peter in seiner eigenen Stammfamilie und in der von Kathari­na. Mit Freude nahm er jeweils an den Burckhardtschen Familientagen teil, weilte mit seiner jungen Familie wochenlang im Ferienhaus seiner Schwiegereltern in Bärenwil und ging, wenn Hilfe gefragt war, zusammen mit Katharina sowohl seinen Eltern als auch seinen Schwiegereltern an die Hand.

Unter dem Jahr fand Peter seine Erholung natürlich im Theater, im Musiksaal, in unseren wertvollen Museen und im Zoologischen Garten unserer Stadt. Aber ebenso wichtig waren ihm die Mussestun­den und die Handarbeit im Garten sowie in seinem geliebten Zeihen im Fricktal. Dort erwarb die Familie 1968 ein gemütliches Bauernhaus und renovierte es in mühevoller Arbeit unter Mithilfe der ganzen Familie. In Zeihen fühlte sich Peter nicht nur mit der Landschaft und der Natur, sondern auch mit der ansässigen Bevölkerung sehr verbunden, und bei der Haus- und Gartenarbeit fand er das notwendige Gegengewicht zur manchmal doch recht aufregenden geistigen Beanspruchung und Füh­rungsaufgabe in seinem Beruf.

In den Ferien suchten Peter und Katharina, um ungestört die Natur geniessen und richtig ausspannen zu können, Pfade, die nicht ausgetreten waren. Sie fanden diese in Portugal und in Kenia, wo sie auf der Insel Lamu schnorchelnd die tropischen Fische in freier Natur beobachten konnten. Nach Peters langwieriger Herzerkrankung wandte er sich mit seiner Frau mehr dem Norden zu und fand in Island und Grönland eine durch ihre Urtümlichkeit faszinierende Landschaft mit einer zwar kargen aber ein­zigartigen Vegetation.

1991 trat Peter vorzeitig, jedoch wohl verdient in den Ruhestand, zu seinem Leidwesen, bevor er seine letzten Projekte für die CIBA realisieren konnte. Trotzdem fand er seinen Weg in ein erfülltes otium cum dignitate leicht, weil er viel Aufgeschobenes aus dem Privatbereich nun nach und nach verwirklichen konnte. So reorganisierte er das Archiv des Basler Theaters und lernte dabei die Ge­schichte des Basler und des Schweizer Theaters à fonds kennen, so dass er schliesslich weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus als versierter Kenner galt und entsprechend häufig um Auskunft ange­gangen wurde. Leider war es ihm nicht mehr vergönnt, wie von ihm geplant und in Angriff genom­men, sein Wissen in einem Buch über das neue Stadttheater in Basel niederzulegen. Bis zuletzt war er den Leuten der Basler Theater dankbar für alles, was sie ihm geboten, und dass sie ihn gut aufge­nommen und freundschaftlich begleitet haben. In seinem und in Katharinas Namen möchte ich aber auch allen anderen danken, die ihm auf seinem Lebensweg freundschaftlich, fördernd hilfreich oder schützend begegnet sind.

Trotzdem Peter herzkrank war, lebte er bis zuletzt sehr zuversichtlich, ohne sich ängstlich zu scho­nen. Deshalb traf uns der überraschende Tod besonders hart. Seine Kinder verdanken ihm besonders herzlich, dass er ihnen die Freiheit liess, das zu lernen und auszuleben, was ihren eigenen Wünschen entsprach. Du, Katharina, bist zweifellos dankbar für die abwechslungsreichen 41 Jahre, die Du mit Peter gemeinsam erleben durftest. Was Du aber verloren hast, kann ich nicht ermessen. Mögen Dich die Erinnerungen und die bleibende innere Verbundenheit über den schweren Verlust hinwegtrösten.

Basel, den 5. August 2000
Hansruedi Striebel

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2. August 2000, den gyldenen Frieden gefunden

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Dank des Theater Basel